Samstag, 20. April 2013

Kurzer Artikel über Perreo


Perreo



Perreo [pe'reo] ist ein Modetanz, der meist paarweise auf die Musikrichtung Reggaeton getanzt wird. Perreo und
Reggaeton sind so eng verbunden,
dass die Bezeichnungen
oft synonym verwendet werden. In den USA
wird die Tanzform auch
 grinding oder booty dancing, synonym auch bumping, freak dancing oder houseing,
genannt; in der Regel kann
 grinding jedoch
auf alle Arten von Musik getanzt werden,
während Perreo untrennbar mit Reggaeton
verbunden ist.
Beispielbilder und Videos von Tanzszenen finden sich unter 
einigen der Weblinks.


Der Tanz wird „Perreo“ (puerto-ricanischer Slang für „Hund“, von 

spanisch perro) genannt, weil er als Imitation des Geschlechts-
verkehrs in der Hündchenstellung angesehen wird. Der Name soll 
1995 entstanden sein, jedoch führen verschiedene Quellen 
verschiedene Entstehungsgeschichten und -zeiten an.

Wortherkunft 

Der Tanz wird so häufig als „Sex mit Kleidern“ charakterisiert, 
dass man von einer stehenden Metapher sprechen kann.

Verwandte Begriffe

Im spanischsprachigen Umfeld ist auch das zugehörige Verb perrear 

in Gebrauch, eine Wortneuschöpfung, die am ehesten mit „Perreo 
tanzen“ zu übersetzen ist. Ein Perreo-Tänzer wird perro („Hund“) 
genannt, eine Perreo-Tänzerin meist gata („Katze“), seltener auch 
perra („Hündin“, vulgär aber auch „Nutte“). Die Namensgebung ist 
Quelle zahlreicher Wortspiele, zum Beispiel el perro entre las 
gatas (wörtlich „der Hund unter den Katzen“, sinngemäß „der Hahn 
im Korb sein“). Im Rotlichtmilieu werden Perreo-Stripperinnen 
gata sandunguera („anmutige Katze“) genannt.

Englischsprachige Bezeichnungen

Der Name grinding (englisch „mahlen“) rührt daher, dass die Tanz-

partner ihre Unterkörper in einer „mahlenden“ Bewegung aneinander-
reiben. Booty dancing (etwa „mit dem Hintern tanzen“) geht zurück 
auf den afroamerikanischen Slangausdruck booty („Hintern“, 
„Fotze“, „Sex“ u. ä.). Bumping („Anstoßen“), freak dancing 
(„ausgeflipptes Tanzen“) und houseing (nach der Musikrichtung 
House) sind seltener anzutreffen.

Entstehungsgeschichte 

Der Perreo entstand vermutlich in den späten 90er Jahren auf 

Puerto Rico; Details der Entstehungsgeschichte sind nicht bekannt. 
Vermutlich übernahmen puerto-ricanische Jugendliche den sexuell 
orientierten grinding-Tanzstil der US-amerikanischen 
Hip-Hop-Bewegung und verbanden ihn mit dem Reggaeton.

Von Puerto Rico aus verbreitete sich der Perreo schnell in die 

Dominikanische Republik und über Touristen in die USA. Weltweite 
Popularität erreichten Tanz und Musik etwa 2003.

Der Tanz ist momentan hauptsächlich verbreitet in Lateinamerika, 

insbesondere in den Urlaubshochburgen Puerto Rico, Dominikanische 
Republik und Kuba, sowie in den Gebieten der USA, in denen auch 
Hip Hop und/oder Salsa verbreitet sind: Los Angeles, New York City
und Miami.

Technik

Perreo ist ein Straßentanz und besitzt keine festgelegte Technik 

oder choreografierte Figuren, obwohl es einige Versuche systema-
tischer Ordnungen gibt. Dennoch gibt es ungeschriebene Richtlinien,
wie Perreo auszusehen hat.

Technisch entspricht der Perreo dem Tanzstil der Hip-Hop-Musikvideo

s: Leichtes Beugen der Knie auf betonten Taktschlägen, die Tänzer 
wirken lässig und machen typische Gesten, die Tänzerinnen 
provozieren durch starke Hüftbewegungen. Dazu kommen Techniken, 
die lateinamerikanischen Tänzen wie Merengue und Salsa entlehnt 
sind, wie etwa Hüftbewegungen und das gemeinsame 
In-die-Knie-gehen-und-wieder-Aufrichten.

Darüber hinaus bestimmt die Nachstellung verschiedener Sex-

stellungen das Bild des Perreo: Der Herr schmiegt sich in 
Anlehnung an die Löffelchenstellung von hinten an die Dame, die 
Dame steht gebückt vor dem Herrn und lässt sich nach Vorbild der 
Hündchenstellung von ihm „begatten“, beide stehen sich gegenüber 
und umklammern den Oberschenkel des Partners mit den eigenen 
Oberschenkeln, der Herr liegt auf dem Boden und die Dame lässt – 
in Manier der Reiterstellung auf seinem Becken sitzend – die Hüfte 
kreisen; dem Perreo sind nur durch Freizügigkeit und Gelenkigkeit 
der Tanzpartner Grenzen gesetzt.

Auf Partys oder in Diskotheken kommt es manchmal auch vor, dass 

sich eine Gruppe mehrerer Personen in einer Reihe formt, die 
Geschlechter meist abwechselnd (z.B. Frau-Mann-Frau). Das wird 
dann als Sandwich (emparedado) bezeichnet.

Protest und Provokation

Im Gegensatz zu anderen Formen des Gesellschaftstanzes sind beim 

Perreo Berührungen der Geschlechtsteile nicht nur erlaubt, sondern 
teilweise ausdrücklich erwünscht. Damit bricht der Perreo mit 
einem Tabu, das bislang sogar die eigentlich wenig prüde westliche 
Welt nicht angerührt hat.

Die puerto-ricanische Gesellschaft reagierte auf den Perreo 

zunächst empört, zeitweilige Verbote seitens der Regierung waren 
die Folge. Inzwischen scheinen jedoch die finanziellen Vorteile, 
die die weltweit erfolgreiche Musikrichtung der Insel beschert, 
die Gemüter besänftigt zu haben.

Anders sieht es in den USA aus. Im Jahr 2000 sorgte in Atlanta 

(Georgia, USA) ein Urteil des Superior-Court-Richters Paschal 
English für Aufsehen: Der Jugendclub „Market“ wurde dauerhaft 
geschlossen, die Betreiber Cliff Levingston und Taylor Williams 
wegen Begehen einer Straftat und eines Vergehens zu Haft 
verurteilt. Auslöser waren Tanzveranstaltungen, auf denen Minder-
jährige – teilweise Kinder im Alter von 10 Jahren – booty 
dancingpraktizierten. In verschiedenen Schulen wurden Tanzveran-
staltungen abgebrochen oder untersagt, weil Jugendliche grinding 

tanzten. Und obwohl sexuell anzügliche Tanzformen wie booty dancing nach US-amerikanischer Rechtsprechung weder als
Aufforderung noch als Zustimmung zum Geschlechtsverkehr anzu-
sehen sind, "könnten sie jedoch Vorurteile, insbesondere
hinsichtlich Promiskuität, begünstigen" und so die Glaub-
würdigkeit von Zeugen vor Geschworenengerichten untergraben.

Vergleichbare Reaktionen blieben in Deutschland bislang aus.

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